‘Musterbau’

Auf Einladung der E.ON Energie AG entstand 2007 die Arbeit Musterbau für die Plaza der E.ON Hauptverwaltung in München. Sie zeigt auf drei Ebenen, dem Lager im Erdgeschoss, dem Oberlichtsaal und dem Direktionszimmer oben ein beispielhaftes Künstlermuseum. Allerdings ist auf ungewohnte Weise das Innere nach Außen gewendet. Aus den Büros und Besprechungszimmern der umliegenden Verwaltungsgebäude ergeben sich unterschiedliche Blicke und Sichtweisen auf die Arbeit.
Bärbel Tannert schreibt im Katalog Musterbau dazu: ›…größre kann man bauen, mehr kommt nicht heraus. Diese Wort unseres verehrten Geheimrates Johann Wolfgang von Goethe einmal zugrunde gelegt, erscheint der „Musterbau“ von Wolfgang Ellenrieder eigentlich eher als die Karikatur eines Hauses. Ein Haus ohne stabile Außenwände, verdreht, schwer zu fassen in seiner architektonischen Grundstruktur. Dinge, die ein Haus eigentlich zu verbergen sucht,werden hier sichtbar nach außen geklappt. Eine Einsicht in das Innere ist möglich und sogar gewünscht. Ein- und Ausblicke – architektonisch und malerisch vorgestellt, lassen dieses besondere Haus ein Spiel aufnehmen mit der Architektur, in die der „Musterbau“ eingestellt ist. In diesem Fall die Piazza unseres Firmengebäudes für die es eigens errichtet wurde. Der Blick des Betrachters wird neugierig gemacht und auf eine Reise geschickt, die labyrinthischen Strukturen dieses Gebäudes zu erkunden und mit der vorgefundenen Architektur zu vergleichen. Möglicherweise entstehen Fragen: In welchem Verhältnis steht der Grundriss zu dem der übrigen Stockwerke? Vor allen Dingen: Wo enden reale Räume in der Berührung mit malerisch erzeugten Raumillusionen? Was ist Bild, was Abbild? Das Haus, keines in das man sich kuschelig einnisten möchte; stattdessen ein Gebäude, dass Fragen erzeugt und hierin Gedankenräume eröffnet. Fragen, die unsere Vorstellung von Wahrnehmung berühren und darüber hinaus auch unsere Vorstellung von der Sicherheit urbaner und existentieller Strukturen aufweichen. Künstler sind hierin den Philosophen ähnlich, für die Michael Hauskeller in „Mögliche Welten“ formuliert hat: „(sie) schauen durch geheime Fenster in geheime Gärten; d.h. sie erlauben sich eine Perspektive, die wir im täglichen Umgang mit den Dingen vermeiden und die diesen die Vertrautheit nimmt und sie so fremd erscheinen lässt, wie sie es tatsächlich auch sind.“ Wir sind in diese Welt – dieses sehr große Haus – geworfen und in diesem Sein in einem ständigen Kampf mit der vielzitierten „Zerbrechlichkeit der Welt“ gefangen; mehr unbehaust als geborgen. Der Umgang mit der Kunst, ihren offenen Enden, ihren Fragen und Herausforderungen kann uns ein stückweit dabei helfen, uns im Weltenhaus nicht zu verirren.‹

  • 2007
  • e.on energie Hauptverwaltung München

  • Pigment und Bindemittel, Lack, Öl, Pigmentdruck, Dibond, Forex, OSB, Holz und Neonröhren,
    760 cm (H), 800 cm (B), 400 cm (T)

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e.on energie Hauptverwaltung München, 2007, Ausstellungsansicht